Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
A**R
Five Stars
Eins meiner Lieblingsbücher!
L**Y
Von zarter Hand
Ich schätze, jeder Mensch nutzt sein Gehirn anders und deswegen kommt es auch zu unterschiedlichen Wahrnehmungen. Meist sagt man dann, über Geschmack ließe sich streiten.Bewertet man "Die unterträgliche Leichtigkeit des Seins" nur nach der Handlung, dann ist diese nichts Besonderes. Wer darüber hinaus keine Wahrnehmung hat, wird also sagen, das Buch ist langweilig. Für mich was es das nicht. Soweit man das über ein Buch sagen kann, wird es nie laut oder aufbrausend. Nein, es erzählt gleichmütig vom Leben, stellt dir richtigen Fragen, gibt sentimentale Denkanstöße und hat einen feinen Humor, dargereicht in Form einzelner ironischer Bemerkungen. (Hier gab es viel Kritik an seinem Frauenbild, ich persönlich fand die Innenansichten seiner Frauencharaktere außergewöhnlich gut getroffen für einen Mann. Nur, weil wir heute Vorstellungen haben, was oder wie eine Frau sein sollte, heißt es nicht, dass Frauen, wie sie beschrieben werden, nicht realistisch sind. Und was spricht dagegen, auch diese zu hören? Wieso darf eine Frau nicht auch schwach sein oder glauben, in der Liebe zu einem Mann Trost zu finden? Warum sollte eigentlich immer nur das eigene Weltbild bestätigt werden, was ist das für ein Anspruch an Literatur?)Ein Autor wird niemals allen gefallen können. Am Ende ist das auch nicht wichtig. Einerseits weil er nur sich selbst verpflichtet ist und das zu Papier bringen sollte, was ihm selbst wichtig ist. Anderseits weil im Gesamtspektrum der Meinungen, wenn sie zumeist positiv sind, die wenigen Abweichler sowieso nicht interessieren. Allerdings muss ich sagen, dass die Ein-Stern-Bewertungen hier manchmal auch mehr über den geistigen Horizont des Rezensenten aussagen als wirklich über etwas über den Roman.
A**A
Five Stars
Best book I have ever read
H**D
Frühling an der Moldau, Winter auf dem Land
Die Leichtigkeit als eine der Hauptcharaktereigenschaften der Grazien, diese ordnete schon Friedrich Schiller (1759-1805) den allgemeinen Gefühlen der Menschen zu. [In "Über Anmut und Würde", 1793]. Doch wenn du verlassen wirst, dich vielleicht auch nur so fühlst, verlassen und betrogen, verlassen von der Heimat, die du verlassen musstest, die dich nicht mehr in ihren Armen halten möchte, betrogen vom geliebten Freund, der neben dir auch andere in seinen Armen halten möchte, dann kann die Leichtigkeit des Herzens, der Gefühle, der Sinne, auch schon mal unerträglich werden. Sie treibt dich in "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins".Dieses Thema griff Milan Kundera, unser großer Meister philosophischen Erzählens, in seinem 1984 im französischen Exil erschienenen Roman auf und machte es zum Gegenstand von Denken, Empfinden und getriebenem Treiben.Im Mittelpunkt steht Teresa. Im Fächer der Möglichkeiten ist sie einfach und vielfach. Ein argloses Mädchen, in ihrem intellektuellen Facettenreichtum und ihrem kreativen Potenzial doch ein tiefsinniger Mensch. Kellnerin und Fotografin. Eine freiwillig Leidende.Teresa lernt kennen und lieben: Tomas, den Arzt aus Prag. Tomas, ein notorischer Seitenspringer, verliebt sich nicht minder in Teresa. Sie heiraten. Doch von den Seitensprüngen kommt er nicht weg. "Er hatte sechzehn Stunden für sich allein, und das war ein Freiraum, der sich ihm unerwartet eröffnet hatte. Freiraum bedeutete für ihn seit frühester Jugend: Frauen."Dann wäre da noch: Sabina. Bevorzugtes Objekt der Begierden Tomas'. Später: Begierde des Objektivs von Teresas Fotokamera. Tänzerin, Model, Frau."Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" ist gut hin der Roman des Prager Frühlings. Des kurzen Traums von Freiheit. Ein Frühling, ein Frühsommer, Jahreszeiten gefühlter politischer Freiräume, die sich dem tschechischen Volk in jenen Tagen von 1968 für wenige Wochen und Monate als Dauerillusionen hingaben. Ein falscher Traum jedoch, der nach wie vor eingebettet war in dem System sowjetischer Macht- und Unterdrückungsmechanismen.Die Liebesgeschichte: Tomas "empfand damals eine unerklärliche Liebe für dieses Mädchen, das er kaum kannte; sie kam ihm vor wie ein Kind, das jemand in ein pechbestrichenes Körbchen gelegt und auf dem Fluss ausgesetzt hatte, damit er es am Ufer seines Bettes barg."Der Fluss: das ist die Moldau. - Milan Kundera entführt uns ins Dämmerlicht des grauen Prags, der Stadt, die trotz der Gräulichkeit sich selbst sowie dem Schein ihres Attributs, die Goldene Stadt zu sein, eine aufhellende Wirkung verleiht. Lesen wir von Teresa, wie sie am Ufer der Moldau steht um sich die Wellen anzuschauen, "weil der Blick auf fließendes Wasser beruhigt und heilt. Hunderte von Jahren fließt der Fluss dahin, und die Geschicke der Menschen spielen sich an seinen Ufern ab, um morgen schon wieder vergessen zu sein, während der Fluss weiterfließt." Lesen wir diese Sätze, dann kommen wir nicht umhin Smetana zu hören, irgendwo in uns darinnen. "Sie", Teresa, "lehnte sich ans Geländer und schaute hinunter. Es war am Rande von Prag. Die Moldau hatte die Stadt bereits durchflossen und den Glanz des Hradschin und der Kirchen hinter sich gelassen. Die Moldau war wie eine Schauspielerin nach der Vorstellung, müde und gedankenverloren."Prag während des Kalten Kriegs. Liebe in Zeiten der Veränderungen. Eifersucht in Zeiten der Liebe. Frühling. Sommer. Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes. Russische Panzer in Prag. Flucht in die Schweiz. Unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Rückkehr nach Prag. Repressionen. Arbeitsplatzverlust. Flucht aufs Land. Verkehrsunfall. Stationen zweier Farbtupfer im Lande Kafka.Im Gegensatz zu Franz Kafka gibt Milan Kundera - der hier und da sogar den kafka'schen Abkürzungsfimmel übernimmt: "... der sehr begabte junge Arzt S." - Hoffnung. Auch wenn diese bekanntermaßen, so auch hier, zuletzt stirbt. Viel zu jung, würde man sagen ...Karel Gott kommt in dem Roman nicht vor. Gott sei Dank, ist man geneigt zu sagen. Doch wenn Kundera schreibt, wenn Teresa träumt, ist man sogar der Stimmung tschechischer Schlagerwelten zugetan. "... von Zeit zu Zeit wird aus ihrem Innersten ein lächerlich sentimentales Lied in die unerträgliche Leichtigkeit des Seins klingen, ein Lied von zwei erleuchteten Fenstern, hinter denen eine glückliche Familie lebt."Milan Kundera, der Philosoph, schreibt eine Geschichte von ewiger Wiederkehr. Vom "Gegensatz von leicht und schwer", von dem er sicher ist, das "ist der geheimnisvollste aller Gegensätze". - Über die Liebe und den Schlaf erfahren wir, "das Ziel des Liebesaktes lag für sie nicht so sehr in der Lust als vielmehr im nachfolgenden Schlaf." Denn "Der gemeinsame Schlaf ist das corpus delicti der Liebe." Und: "Mit einer Frau schlafen und mit einer Frau einschlafen sind nicht nur zwei verschiedene, sondern geradezu gegensätzliche Leidenschaften." Er und sie kommen zu Wort. Der Schlaf als Metapher der Liebe. Obwohl: "Mit Metaphern spielt man nicht. Die Liebe kann aus einer einzigen Metapher geboren werden."Was vom Tage übrig blieb war die gelungene Verfilmung aus dem Jahre 1988, mit Daniel Day-Lewis und der exzellenten Darstellung der Teresa einer unschuldigen und wunderschönen Juliette Binoche.Es werden, so Milan Kundera, "Romanpersonen nicht wie lebendige Menschen aus einem Mutterleib, sondern aus einer Situation, einem Satz, einer Metapher geboren". In diesem Sinne sind die Kopfgeburten des tschechischen Schriftstellers die interessantesten literarischen Erfindungen ihrer Zeit. Was Kundera hierzu anmerkt, seine Aufzeichnungen, Inhalt wie auch Stil, Beschreibung, Umschreibung, Erzählung und Roman: große Gegenwartsliteratur. "Ist denn die körperliche Liebe nicht ewige Wiederholung des Gleichen? / Nein. Es bleibt immer ein kleiner Prozentsatz an Unvorstellbarem."
S**W
Zügige Lieferung
Das Buch wurde sehr schnell und gut verpackt geliefert - ich freue mich schon sehr aufs Lesen.
Trustpilot
1 day ago
5 days ago